Michael

Bei Besuchen im Ausland kreiselt Sehnsucht durch meinen Kopf. Vor Hauswänden, Plakaten, Schildern in fremder Sprache verlässt mich mein Geschick, in den Worten einen Sinn zu entdecken. Kleinigkeiten kann ich gerade noch enträtseln, der Zusammenhang fehlt. Ich spüre schmerzhafte Orientierungslosigkeit inmitten des Geschriebenen. Was mir sonst einfach gelingt, verliert seine Kraft. Schrift ohne Bedeutung und fremde Sprache überschütten mein Gehirn mit der Sehnsucht, zu verstehen. Nahezu zwanghaft verzweifelt sehe ich mir das Unverstehbare an. Ich verliere Energie.

Freundliche Entspannung macht sich breit, wenn ich Worte und Sätze wieder lesen und verstehen kann. Dann bin ich angekommen im Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, in „meiner“ Welt. Ich lese gern, verschlinge aber nicht tonnenweise Bücher. Wo ich bleiben will, dort möchte ich das Leben deuten und vom Leben lesen. Ich möchte mit Worten beschenkt werden und Worte finden. Wie bedeutsam Schrift, Sprache, Worte, Texte sind, spüre ich in der Verlorenheit abseits der eigenen Sicherheit. Wenn alles richtig ist, aber der Sinn fehlt.

Michael, Deutschland

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