Wolfgang

Wenn wir ankommen, kommen wir woher. Das gilt für das Ankommen an einem neuen Wohnort, in einem Job, in einer Vorstellung über die Welt oder in einer Beziehung. Wir bringen stets etwas mit in diese neue Konfiguration. Das mag banal sein wie die Möbel, bedeutungsvoll wie die erworbenen Qualifikationen, prägend wie die Versatzstücke zuvor erworbener Weltbilder oder nachhaltig wirkend wie die Blessuren oder Hochstimmungen aus den Beziehungen davor. In jedem Fall aber bringen wir beim Ankommen das mit, was wir sind: uns selbst. Wenn wir uns dessen nicht bewusst werden, beschleicht uns vermutlich später einmal das Gefühl, ein falsches Leben gelebt zu haben.

Das Verweilen erscheint uns mitunter als ein Zustand der Unbestimmtheit und der Offenheit. Ja, wir sind angekommen, aber wir wissen [noch] nicht, ob wir bleiben wollen, bleiben dürfen oder bleiben können. Wortgemäß ist es ein Zwischenzustand von begrenzter Dauer, eine Weile eben. Ein Interim also, das ins Bleiben übergehen kann oder uns zum Gehen veranlasst.

Das

erscheint uns dagegen als etwas auf Dauer Angelegtes. Wir wollen bleiben: am neuen Wohnort, im eben angetretenen Job, in dem gerade erworbenen Weltbild und in der begonnene

n Beziehung. Wir wollen das und wir können viel dazu tun, dass es gelingt. Klug beraten allerdings sind jene Menschen, die selbst als Agnostiker oder Atheisten dem Salomo folgen können: „… es war alles eitel und Haschen nach Wind.“ Denn wir haben es nicht in der Hand und es beginnt von vorn: eine taufrische Beziehung, eine weitere Sicht auf die Welt, ein anderer Job und eine neue Stadt. Wie auch immer, wer bleiben will, sollte das mögliche Gehen mitdenken.

Und so ist das Bleiben nach dem Ankommen vielleicht doch oft nur ein Verweilen. Für unser Leben aber gilt das ganz bestimmt. Ein Interim, das ist sicher. Todsicher.

Wolfgang, Deutschland

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